In der Umgebung von Bordesholm gibt es über 60 Orte, an denen Archäologen spannende Funde aus der Ur- und Frühgeschichte gemacht haben. Diese Fundstellen sind
alle genau dokumentiert und zeigen: Schon vor vielen Tausend Jahren lebten hier Menschen.
Die Funde sind nicht nur zahlreich, sondern auch sehr unterschiedlich. Es wurden zum Beispiel Feuerstellen, verbrannte Steine, Werkzeuge aus Stein wie Beile und Schaber
entdeckt – Dinge, die aus der Steinzeit stammen. Außerdem fanden Forscher Reste von Mahlsteinen, Tonscherben und sogar Spuren von früher Eisenherstellung. Manche
dieser Überreste stammen aus der Mittelsteinzeit, andere aus der Bronze- oder Eisenzeit. Besonders beeindruckend sind alte Gräber, darunter große Steingräber,
Hügelgräber und Urnengräber, die zeigen, wie frühere Menschen ihre Toten bestattet haben. Ein ganz besonderer Fundort liegt am Brautberg, im Norden von Bordesholm.
Dieses Gräberfeld ist so bedeutend, dass es sogar überregional Beachtung findet.
Das Wichtigste in Stichworten:
Steinzeit (ab ca. 10.000 v. Chr.)
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Im Raum Bordesholm sind zahlreiche Fundstellen aus der Alt- und Mittelsteinzeit (bis ca. 4300 v. Chr.) nachgewiesen, darunter Feuerstellen, verbrannte Steine,
Flintbeilfragmente, Steinschaber, Gesteinsäxte und -beile.
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Besonders erwähnenswert ist die Fundstelle LA 35 (Brautberg) mit Feuerstellen und typischen Flintwerkzeugen wie Federmesser und Stielspitzen vom Bromme-Typus aus
dem Spätpaläolithikum (bis etwa 8500 v. Chr.).
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Wohnplätze aus dem Mesolithikum (Mittelsteinzeit) sind ebenfalls belegt.
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Bronzezeit (ca. 2200–800 v. Chr.)
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Der Brautberg ist ein bedeutender bronzezeitlicher Grabhügel (um 1600 v. Chr.) und zählt zu den wichtigsten archäologischen Denkmälern der Region.
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Direkt angrenzend befindet sich ein großer Urnenfriedhof, der ab etwa 1000 v. Chr. genutzt wurde und mit über 5000 Bestattungen das größte frühgeschichtliche
Gräberfeld Schleswig-Holsteins ist.
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Funde aus der Bronzezeit belegen hohe handwerkliche Fähigkeiten, darunter Schmuck, Geräte und Waffen, die heute im Landesmuseum Schleswig aufbewahrt werden.
Eisenzeit (ca. 800 v. Chr.–400 n. Chr.)
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Aus der Eisenzeit stammen zahlreiche Urnengräber und Siedlungsreste, darunter Mahlsteine, Eisenschlacken (Hinweis auf lokale Eisenproduktion) und Tonscherben.
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Der Urnenfriedhof am Brautberg wurde bis in die Eisenzeit weiter genutzt; Bestattungen aus der jüngeren Bronzezeit und älteren vorrömischen Eisenzeit (1000–200 v.
Chr.) sind nachgewiesen.
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Es gibt Hinweise auf Siedlungsplätze und Grabhügel aus dieser Epoche.
Römische Kaiserzeit (ca. 0–400 n. Chr.)
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Die Nutzung des Urnenfriedhofs am Brautberg setzte sich in die Römische Kaiserzeit (ca. 0–400 n. Chr.) fort, mit einer großen Anzahl von Urnengräbern aus dieser Zeit.
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Es wurden auch Siedlungsspuren wie Pfostengruben, Feuerstellen und Gebäudegrundrisse aus der älteren Römischen Kaiserzeit dokumentiert, darunter dreischiffige
Langhäuser und Speichergebäude.
Völkerwanderungszeit und frühes Mittelalter (ca. 400–800 n. Chr.)
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Die Belegung des Gräberfelds am Brautberg reicht bis in das späte 5. und frühe 6. Jahrhundert n. Chr., also in die Völkerwanderungszeit und das frühe Mittelalter.
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Es gibt Urnengräber und Körperbestattungen aus dieser Zeit, die eine kontinuierliche Nutzung des Areals belegen.
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Siedlungsspuren und Gräber aus dem frühen Mittelalter sind ebenfalls nachgewiesen.
Hochmittelalter (ca. 800–1200 n. Chr.)
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Die ersten konkreten Hinweise auf eine mittelalterliche Siedlung im Raum Bordesholm beziehen sich auf „Eiderstede“ am Bordesholmer See, die um 1148 bestand.
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Die Gründung des Augustiner Chorherrenstifts (um 1330) auf der Insel im damaligen Eidersteder See markiert den Übergang zur jüngeren Geschichte Bordesholms.
Fazit
Der Raum Bordesholm ist durch eine außergewöhnlich lange und gut dokumentierte Siedlungskontinuität gekennzeichnet – von steinzeitlichen Werkzeugen und
Siedlungsplätzen über bronze- und eisenzeitliche Grabhügel und Urnenfelder bis hin zu mittelalterlichen Klosteranlagen und Siedlungen. Die Funde sind im Landesmuseum
Schleswig ausgestellt und unterstreichen die überregionale Bedeutung des Gebietes für die Ur- und Frühgeschichte Norddeutschlands.
Frühgeschichte