Besondere Fundstücke
Unsere Gemeinde blickt auf eine lange und bewegte Geschichte zurück – doch nicht alle Begebenheiten haben es in die Geschichtsbücher geschafft. In
dieser neuen Rubrik nehmen wir Sie mit auf eine spannende Reise zu den kleinen, oft unbekannten Kuriositäten unserer Ortsgeschichte. Entdecken Sie
überraschende Fundstücke, skurrile Anekdoten und besondere Ereignisse.
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„Photoshop“ vor hundert Jahren
Die Kunst der Bildmanipulation war bereits vor in den Anfangsjahren der Ansichtskarten schon voll im Trend. Manuell, mühsam und mit viel Geduld
würde übermalt und geklebt. Unerwünschte Details wurden entfernt, während neue Elemente mit der Präzision eines Künstlers oder eines sehr
motivierten Bastlers mehr oder wenig realistisch hinzugefügt wurden.
Das direkt am Bordesholmer See idyllisch abgebildete Pastorat befindet sich in
Wirklichkeit einige hundert Meter entfernt in der Wildhofstraße. Es wurde wohl
wegen der Ermangelung zeigenswerter Objekte in die Perspektive
aufgenommen. (Zusätzlich liegt das Amtsgericht auch weit rechts außerhalb
dieses Blickwinkels)
Produziert wurde die Ansichtskarte übrigens von Klempnermeister Christian
(„Krischan“) Schlüter. Anfang des 20. Jahrhunderts betrieb er in der
Heintzestraße 1 im Keller eine Klempnerei bei der auch Ruderbote im
gegenüberlegenen See gemietet werden konnten. Außerdem führte er mit seiner
Frau Hanne einen Laden für Haushaltswaren, Töpfe und Kannen. Bekannt
waren die zwei Bordesholmer Originale als „Hanne Pott und Krischan Teeketel“.
In damaligen Anzeigen bezeichnete Christian Schlüter seinen Betrieb zusätzlich
als „Verlag“.
In diese Werbepostkarte des Hotels "Zum Landhaus" wurde die Abbildung eine
Zeppelins (Baureihe "LZ 2") einmontiert.
Hintergrund des Motivs: Das Luftschiff „Parseval 6“ (, das übrigens eine ganz
andere Form hat als das gezeigte Zeppelin) befand sich auf einer
Überführungsfahrt von Bitterfeld nach Kiel, wo es an einer Marineübung
teilnehmen sollte. Während des Fluges geriet das Luftschiff am 16. September
1910 in schlechtes Wetter mit starkem Wind und Regen. Aufgrund technischer
Probleme und der widrigen Wetterbedingungen entschied sich die Besatzung zur
Notlandung. Die Notlandung erfolgte auf der Wiese von Carsten Hamann in
Eiderstede. Dabei wurde das Luftschiff beschädigt, aber es gab keine Verletzten.
Das wirklich im Original nicht sehr reizvolle Motiv wurde recht dilettantisch mit
drei Wassersportlern aufgepeppt. Wobei hier weder Perspektiven noch
Größenverhältnisse stimmen.
Der „doppelte Briefträger“. Dem Produzenten der oberen Postkarte gefiel die
Abbildung des Briefträgers vor der Reichspost so gut, dass er ihn in sehr
ähnlicher Haltung auch vor dem Alten Haidkrug posieren ließ (übrigens
fälschlicherweise bezeichnet als „Neuer“ Haidkrug).